Zum Hauptinhalt springen

Ein Zeichen gegen Alltagsdiskriminierung – Enter Kindness!

Ein Zeichen gegen Alltagsdiskriminierung – Enter Kindness!

Ende Februar, am ersten Schultag nach den Faschingsferien, bot sich den Schüler*innen des Spessart-Gymnasiums in Treppenhäusern, Gängen, und Aula ein ungewöhnlicher Anblick: Während von den Treppen in der Schulhalle meterlange Stoffbahnen in Regenbogenfarben hingen und an Stellwänden Sprüche wie „Sprechen ist Handeln.“ und „Der Mensch ist ein sprachliches Wesen.“ zu lesen waren, präsentierten sich in den Gängen des Erdgeschosses und in den beiden Treppenhäusern Kartonplakate, auf denen Sprüche wie „Du bist zu dick!“, „Mädchen können doch gar kein Fußball spielen“, „Bist du schwul oder was?“ oder „Talibanerin!“ prangten. Das war nicht etwa die Aktion einer Hate-Group, sondern die unter dem Namen Enter Kindness! laufende Ausstellung des seit 2018 am SGA aktiven Courage-Teams, die insgesamt drei Wochen zu sehen war. Die Ausstellung sollte die Wirkung von Sprache thematisieren und diese verdeutlichen, indem aus dem tatsächlichen Alltag an unserer Schule gesammelte Aussagen gemeinsam mit verschiedenen Denkanstößen von Philosoph*innen, Schriftsteller*innen, und anderen Intellektuellen gezeigt und so aus den einzelnen Situationen und and die Schulöffentlichkeit geholt wurden, um eine gemeinsame Reflexion und ein Überdenken der eigenen Verhaltensmuster anzustoßen. 

Die Idee kam uns – 13 Jugendlichen der Jahrgangsstufe 10 in Begleitung von Frau Mavroidi – bereits im Schuljahr 2021/2022. Das Jahr sollte im Zeichen der Mobbing- und Diskriminierungsprävention stehen, und wir hatten früh den Impuls, Beispiele aus dem Schulleben für eine Aktion zu nutzen, die wir gerne auch mit Workshops zum selben Thema begleiten wollten. Für die finale Gestaltung entschieden wir uns in Anlehnung an das Projekt Catcalls of Aschaffenburg (auf Instagram als @catcallsofaburg). Dort schreiben Aktivist*innen Catcalls, die ihnen zugetragen wurden, an den Orten auf die Straßen, an denen sie geschehen sind, um so die erschreckende Alltäglichkeit dieser Übergriffe abzubilden. Wir sammelten also auf anonymen Feedbackbögen die Erfahrungen, die unsere Mitschüler*innen oder wir selbst im Laufe unserer Schulzeit mit Diskriminierung gemacht hatten, und übertrugen sie an zwei Nachmittagen auf Karton. 

Außerdem erschien es uns wichtig, einen positiven Gegenpol in der Aula zu setzen, an dem wir unsere Idee erklären, in verschiedene Theorien einbetten, und zum Gespräch einladen wollten. Wir hatten ja nicht vor, Individuen anzuklagen, sondern wollten ein System kritisieren, das Diskriminierung und diskriminierenden Äußerungen Raum gibt. Zu dieser Atmosphäre beizutragen – das wird unserem Anspruch, möglichst eine „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“ zu sein, nicht gerecht. Mit unserer Plakataktion hofften wir, zum Nachdenken anzuregen sowie die Mitglieder der Schulfamilie zu animieren, sich gegen Diskriminierung stark zu machen und – couragiert – zu handeln. Ganz nach dem Motto „Enter Kindness!“, wie wir unsere Ausstellung schließlich offiziell betitelten. Umso motivierter waren wir dann, als das Schuljahr 2022/23 unter der neuen Schulleitung von Herrn Ribeca nun ganz im Zeichen der Mobbing- und Diskriminierungsprävention stehen konnte und wir sogar mehrere Klassen verschiedener Jahrgangsstufen persönlich durch die Ausstellung führen durften, um so das Gesehene mit ihnen zusammen zu reflektieren.  

Dass unsere Ausstellung einen Nerv getroffen hatte, wurde uns während dieser Zeit in zweierlei Hinsicht deutlich: einerseits erreichte uns gerade nach den Führungen viel positives Feedback von Lehrkräften und Schüler*innen. Mehrere Beteiligte sagten uns, ihnen habe die Ausstellung geholfen, sich selbst zu reflektieren und so Manches neu einzuordnen. Andererseits kam es aber auch vor, dass Plakate von den Wänden genommen und mitunter sogar beschmiert wurden. Beides sehr deutliche Zeichen, dass unsere Bemühungen um ein gemeinschaftlicheres und offeneres Zusammenleben und Zusammenlernen am Spessart-Gymnasium dringend nötig sind!