An die Mitschüler
Ihr wundert euch, dass wir eine so große Freude am Pompejanum haben. Ihr werdet euch nicht mehr wundern, wenn ihr dieses Landhaus, die vorteilhafte Lage und die interessante Sonderausstellung kennt.
Es liegt 1500 oder auch nur 1200 Schritte vom Schloss Aschaffenburg. Eine Straße führt dorthin, die zu gehen kurz und angenehm ist. Die Aussicht ist auf beiden Seiten mannigfaltig. Das Landhaus ist für seinen Gebrauch geräumig, der Eintritt nicht kostspielig. In dem Vordergebäude ist eine einfache, aber reinliche Halle. Darum laufen Säulengänge in der Gestalt eines Quadrates herum, die mit Büsten der Kaiser geschmückt sind. Diesen Säulengängen gegenüber ist ein breiter Gang, von dem aus man in das ziemlich schöne Winter- oder das Sommerspeisezimmer gelangt, die zum Garten hin ausgerichtet sind. Viele Räume sind für den Gebrauch der Sklaven und Freigelassenen bestimmt, doch sind die meisten Gemächer so nett, dass sie auch Gäste aufnehmen können. Nicht weit davon ist die Küche, in der das köstlich duftende Garum gelagert wird, sowie der für Abfälle jeglicher Art bestimmte Abort. Von da erhebt sich ein Turm, in dessen Gemach mehrere Vasen zu sehen sind, für die man sonst nach München reisen müsste und die Tiere in verschiedener Form zeigen. Ihr wisst freilich, dass Tiere nicht nur dem Menschen dienen, sei es im Haus oder auf dem Feld, sondern auch Opfer für oder Begleiter der Götter sind.
Obwohl das vorspringende Dach eine treffliche Zuflucht gegen die schlimme Witterung bietet, war die Hitze zur Mittagszeit für Schüler wie Lehrer kaum zu ertragen, sodass wir schließlich so schnell wie möglich die Heimreise antraten.
Glaubt ihr nun, dass wir Recht haben, diesen Ausflug zu schätzen? Ihr müsst ausgemachte Banausen sein, wenn ihr nicht Lust auf das Pompejanum bekommt.
Lebt wohl!
(Der Text wurde von Christoph Kram gestaltet in Anlehnung an Plinius den Jüngeren, ep. 2,17)