...um nur drei bedeutende, am Bundesfinale teilnehmende (Groß-)Städte zu nennen.
Das Bundesfinale des Schulsport-Wettbewerbs „Jugend trainiert für Olympia“ ist ein eindrucksstarkes Erlebnis auf vielen Ebenen: sportlich, sozial und kulturell.
Bereits das Ankommen am Berliner HBf ist zugleich faszinierend und schockierend für uns aus der Provinz: Durchsagen bitten darum, keine Almosen zu geben, warnen vor Diebstahl und informieren über ausfallende Züge wegen eines Polizei-Großeinsatzes - willkommen in Berlin!
Gleichzeitig ziehen zahlreiche fröhliche Gruppen junger Sportlerinnen und Sportler umher; in ihren Landessieger-Trainingsjacken leicht zu identifizieren, u.a. weiße aus Hessen, schwarze aus Sachsen-Anhalt, grüne aus Baden-Württemberg und viele blaue aus Bremen und Bayern.
Schon hier knüpfen unsere Handballerinnen erste Kontakte zu Mitstreiterinnen, den bayerischen Turnern, die sich nicht lange bitten lassen und auf Wunsch ganz unkonventionell ein paar Flic-Flacs und freie Räder auf dem Beton vollführen.
Nächste Haltestelle: Zoologischer Garten; hier ist unsere Unterkunft, die wir mit vielen weiteren Handball- und Tischtennisteams teilen. Im Gegensatz dazu diejenigen, die keine so schöne Bleibe haben und rund um den S- und U-Bahnhof kampieren. Solches aus nächster Nähe zu sehen, berührt und beschäftigt uns: eine Mischung aus Mitgefühl, Unbehagen und Hilflosigkeit.
Am Montag geht’s durch den Großstadtdschungel nach Berlin-Spandau, zu unserer Wettkampfstätte, üble Gerüche begleiten uns ebenso wie imposante Gebäude, lebendige Geschichte.
In der Halle angekommen verstecken wir tapfer unsere Nervosität und arrangieren uns sportlich mit vier Mannschaften gleichzeitig beim Aufwärmen auf engem Raum. Die anderen Teams sehen mit Bandagen und Kompressionsstrümpfen nicht nur professioneller aus, sie sind es auch; schon aus dem einfachen Grund, dass sie aufeinander eingespielt sind, da sie viel mehr Trainingseinheiten hatten.
Aber unsere Mädels zeigen einmal mehr sportlichen Kampfgeist sowie volle Einsatz-bereitschaft, womit sie in der Vorrunde einen knappen und verdienten Sieg gegen Sachsen-Anhalt erringen können. Die späteren 3.-Platzierten von der Hamburger Sportschule verwirren sie samt ihrer beiden Trainer in der ersten Halbzeit maßgeblich, geben den Sieg jedoch an die ebenfalls tolle gegnerische Mannschaft ab.
Körperlich große Spielerinnen aus Minden müssen hart arbeiten, um siegreich gegen uns zu sein.
Aufs Trefflichste unterstützt werden wir von einer engagierten Schar an mitgereisten
(Groß-)Eltern und Trommeln. Allerdings geht hiervon auch ein gewisser Erwartungsdruck aus. Jedoch ist der Zusammenhalt zwischen Eltern, Kindern und Betreuern stark, die gegenseitige Wertschätzung und das Vertrauen zueinander hoch. Man sorgt füreinander, Essen wird vom nahegelegenen Supermarkt mitgebracht, Trikottaschen transportiert, Schülerinnen beaufsichtigt... Das manchmal etwas hochgegriffene Ideal der Schulfamilie scheint hier ein Stück weit verwirklicht.
Am Dienstag, dem zweiten Turniertag, finden die Platzierungsspiele statt. Hierzu erscheinen wir schon lockerer und gewinnen als Underdog glatt ein zweites Spiel gegen Thüringen. Ein unumstrittener Höhepunkt ist der gemeinsame Zumba-Tanz vor der dritten Spielbegegnung dieses Tages - ein beispielhaftes sportliches Miteinander - nach dem Anpfiff jedoch schenken sich die Teams rein gar nichts, es wird mit harten Bandagen gekämpft - kurz nach dem Schlusspfiff sind sie wieder Freunde. DAS ist ganz großer Sportsgeist! Hier wird die Idee Coubertains, dem Begründer der neuzeitlichen Olympischen Spiele, vom friedlichen Wettstreit und Kennenlernen der Jugend verschiedener Länder, gelebt.
Wir haben das Turnier mehr als gut gemeistert und mit einem durchaus ansehnlichen 12. Platz beendet; abgekämpft, übersäuert, zunächst leicht enttäuscht, aber dann einfach so dankbar, dass wir dabeisein konnten, den Weg bis Berlin geschafft, super mitgespielt und so viel gesehen wie erlebt haben.
Der eigens engagierte, idealistische Trainer, der die Mädels mit großem Handballerherzen, Sachverstand und pädagogisch- psychologischen Raffinessen geführt hat, atmet auf und hat sich längst von der positiven Energie seines Teams begeistern lassen. Die betreuende Lehrkraft ist heiser gebrüllt vom Anfeuern ihrer Mädels - erst sieben Tage später kehrt die Stimme auf ein einigermaßen gesundes Level zurück.
Fun Facts:
- Nach den grob ekelhaften Toiletten in der Berliner Halle sind wir so dankbar für unsere Standards in Alzenau.
- Wir haben die Großstadtregel gelernt, in frequentierten Gebäuden die (Roll-)Treppen rechts zu benutzen, um links einen Durchgang für Eilige zu lassen.
Bundesfinale Handball Mädchen U14 in Berlin (18. - 22. Mai 2025)
Vorrunde:
Gruppe B
SGA - Carl-von-Ossietzky-Gymnasium Hamburg (Hamburg) 10 : 16 (9 : 7)
SGA - Friedrich-Schiller-Gymnasium Calbe (Sachsen-Anhalt) 10 : 9
SGA - Besselgymnasium Minden (Nordrhein-Westfalen) 10 : 14
1. Carl-von-Ossietzky-Gymnasium Hamburg (Hamburg) 6 - 0 Punkte
2. Besselgymnasium Minden (Nordrhein-Westfalen) 4 - 2
3. Spessart-Gymnasium Alzenau 2 - 4
4. Besselgymnasium Minden (Nordrhein-Westfalen) 0 - 6
Platzierungsrunde (Plätze 9 bis 16):
Gruppe III
SGA - Salza-Gymnasium Bad Langensalza (Thüringen) 12 : 7
SGA - Sängerstadt-Gymnasium Finsterwalde (Brandenburg) 7 : 10
1. Sängerstadt-Gymnasium Finsterwalde (Brandenburg) 6 - 0 Punkte
2. Spessart-Gymnasium Alzenau 4 - 2
3. Friedrich-Schiller-Gymnasium Calbe (Sachsen-Anhalt) 2 - 4
4. Salza-Gymnasium Bad Langensalza (Thüringen) 0 - 6
Spiel um Platz 11:
SGA - Gymnasium am Bötschenberg Helmstedt (Niedersachsen) 12 : 17