Moderne Schulen sind längst keine reinen Lerninstitute mehr, sondern bilden den Lebensraum für eine Vielzahl unterschiedlichster Charaktere und Individuen. Angesichts einer derart breiten Fächerung von Interessen, Ansichten und Meinungen ist es nur natürlich, dass es hin und wieder zu Reibereien und Konflikten kommt. Gemäß dem Motto „Der hat angefangen und ich habe gar nichts gemacht“, scheint der Schuldige auf den ersten Blick schnell gefunden und der Fall erledigt.

Dass es in den meisten Fällen bei Weitem nicht so einfach ist, haben 13 Schülerinnen und Schüler im Alter zwischen 14 und 17 Jahren bei der diesjährigen Streitschlichterausbildung am Spessart-Gymnasium erfahren und zugleich Methoden erarbeitet, um Ursachen auf den Grund zu gehen und Lösungen zu erarbeiten.

Nach einem anfänglichen Spiel zur Rollenübernahme, welches die psychischen Auswirkungen verbaler Attacken verdeutlichen sollte, erarbeitete die Gruppe anhand des „Eisberg-Modells“ nach Besemer vordergründige und verborgene Faktoren eines Konflikts. Im Anschluss daran wurde das Kernelement der Streitschlichtung, die Mediation, zunächst theoretisch erläutert und in mehreren Rollenspielen praktisch erprobt. Ziel dieser Gesprächsführung ist es, die Sichtweisen aller Beteiligten zu ergründen, andere Meinungen zu respektieren und gemeinsame Lösungen zu erarbeiten, denen alle gut zustimmen können. Diese werden in einem Vertag festgehalten, den alle Parteien unterschreiben. Einige Wochen nach dem Gespräch findet zudem ein Nachtermin statt, um die langfristige Einhaltung der Vereinbarung zu prüfen. Das Alter der Mediatoren verschafft ihnen eine gewisse Nähe zu den Hilfesuchenden und somit einen besseren Zugang als es Lehrern oder Eltern möglich wäre.

Künftig können die ausgebildeten Streitschlichterinnen und Streitschlichter, die sich zweimal pro Woche zum gemeinsamen Austausch treffen, von Schülern und Lehrkräften gleichermaßen zu Rate gezogen werden und bilden somit eine weitere wertvolle Säule im Beratungsangebot des Spessart-Gymnasiums.