Der erste Tag begann für uns regnerisch mit der Ankunft mitten in Amsterdam. Mit Freudentränen statt roten Rosen aus dem Himmel begrüßte uns die Hauptstadt der Niederlande. Davon ließen wir uns jedoch nicht aufhalten und manche campierten gleich im eigenen Bus, da sich der Check-In im Meininger Hostel ziemlich hinzog. Andere zogen frohen Mutes los, die Amsterdamer Café-Häuser unsicher zu machen. Beschwingt bezogen schließlich alle ihre Zimmer, aber nicht die Betten, die waren von einer guten Fee schon gemacht! Jetzt nichts wie los in die Stadt, wo das Essen wohnt. Langsam dämmerte es, ein Meer von Lichtern erstrahlte aus den Wohnungen entlang der Grachten, spiegelte sich im Wasser… Wir wurden von einer unvergleichlichen Atmosphäre umgeben. In Gruppen fanden wir kleine Lokale mit internationalen Gerichten.
Ausgeschlafen steuerten wir am Montag den ersten großen Programmpunkt an: Das Rijks-Museum. Auf mehreren Etagen erstreckt sich Kunst aus aller Welt. Besonders die niederländischen Künstler Van Dyck, Rembrandt und Vermeer sind mit ihren Werken präsent. Die berühmte „Nachtwache“ Rembrandts wird während der Restaurierungsarbeiten hinter einer Glaskonstruktion den Zuschauern weiterhin gezeigt. So sieht man das Werk und den Prozess der Restaurierung. Im Anschluss posierten wir im weitläufigen Vondel-Park, die Sonne zeigte sich und wir schossen lustige Erinnerungsfotos. Abends probierten wir die hoteleigene Küche aus, denn international kochen können wir auch selbst. Die Restaurant-Kritiker, Frau Schäfer und Herr Steigerwald, waren sehr begeistert, hätten uns auch 6 Sterne gegeben, wenn das möglich gewesen wäre. Vielleicht hat da aber auch der Hunger eine große Rolle gespielt…?
Am dritten Tag ging es zum Arzt. Ein schon vor der Fahrt „Kinn-ramponierter“ Mitfahrer musste einen Kontrollbesuch über sich ergehen lassen, der mit entspanntem Personal seinerseits zu einer Art Kulturerlebnis wurde. Trotz heikler Situationen mit den Amsterdamer Radfahrern, die scheinbar immer Grün haben, blieb es bei diesem einen Arztbesuch. In der familiären West Kerk (Zitat einer Mitfahrerin: „Hier möchte ich mal heiraten“) wurden wir von einem Mittagskonzert überrascht: Es erklangen Carillon, Cello, Oboe und Orgel, auch ein Lied für Elizabeth II, die an jenem 19. September beigesetzt wurde. Im Meininger Hostel flimmerten die Beisetzungsfeierlichkeiten schon beim Frühstück über die Bildschirme.
Von der Musik in der West Kerk hochgestimmt flanierten wir weiter durch die Innenstadt; Herr Steigerwald steuerte die ganze Gruppe zielstrebig durch das Rotlichtviertel, bevor wir am imposanten Hauptbahnhof (historistischer Baustil) anlangten, wo Melli, Maxi und Aidan am Bahnhofsflügel (ja, ihr lest richtig, im Amsterdamer Bahnhof kann man sich am Flügel verabreden und treffen) ihrerseits klassische Musik erklingen ließen.
Der Nachmittag war sehr ernst: Das Anne Frank-Haus in der Westermark 20 war gebucht.
Die Audioführung begleitete uns eine Stunde durch die Räume, in denen Anne Frank mit ihrer Familie und vier weiteren jüdischen Mitmenschen von 1942 bis 1944 genau 25 Monate aushielt (6. Juli 1942- 4. August 1944). Viele Details, wie ihre Pinnwand mit Postkarten von Stars und andere dort hinterlassene Bilder und Sprüche, reflektieren private Momente im „Hinterhaus“ hinein in unsere Gegenwart. Der Besuch geht unter die Haut.
Mitte der Woche, der Sommer ist zurück; ein Ausflug ins Käsestädtchen Gouda ist ein echtes Highlight. Käse überall, aber nicht nur Käse. Ein Stadtjubiläum wird gefeiert und Fahrgeschäfte locken… einige sind schmerzfrei und fahren die unglaublichsten Teile; Frau Schäfer kneift in letzter Minute (Flucht über die Absperrung) und Herrn Steigerwald trifft’s: Er muss das Ticket verfahren. Während wir uns vergnügen, bewacht Markus Dreher, unser Busfahrer, seinen Bus auf einem PKW-Parkplatz im Grünen am Stadtrand! Es war phänomenal: Wir parkten immer für 0,00 € - auch am Seitenstreifen in unmittelbarer Hostel-Nähe oder in den touristischen Highlights Middelburg und Dombourg, und reduzierten effektiv die Gesamtreisekosten; nur in der Tiefgarage des Rijksmuseums ging’s nicht für nichts…
Donnerstag war Zeeland gewidmet; in Middelburg testeten einige auf dem Trödelmarkt vor der Korkkerke ihr Verhandlungsgeschick; schließlich bot der Gepäckraum im Bus noch viel Platz; auch in der Korkkerke konnte man Musik hören und der Generalprobe mit Schubertliedern beiwohnen, dabei Kaffee trinken und in Büchern stöbern, die fein säuberlich in Mandarinenkisten auf den Kirchenbänken aufgereiht standen. Sie sind entspannt, die Niederländer auch in ihren Kirchen. Wir genießen dieses liberale, unkomplizierte Flair und möchten es gerne mit nach Deutschland nehmen.
Das Highlight schlechthin war der Ausflug ans Meer! Schuhe aus und im Baywatch-Stil ins Wasser gerannt. Die Slowmotion-Videos übertreffen zu 100% das Original. Aber Achtung vor den spitzen Muscheln, die großflächig verteilt liegen. Der Eine oder Andere sieht sie jedoch als schönes Souvenir für die Mama an. Wie schon im Vondel-Park zeigen wir uns auch am Strand von unserer fotogenen Seite.
Unsere geplante ökologische Wanderung in Zanvoort musste am Freitag aufgrund des Wetterumschwungs entfallen, sodass wir nach dem Besuch im Van Gogh Museum nochmal zu unseren Lieblingsplätzen gegangen sind, die waren nämlich auch trocken!