Ἡμετέρας ἱστορίης ἀπόδεξις ἥδε, ὡς μήτε τὰ γενόμενα ἐξ μαθητῶν τῷ χρόνῳ ἐξίτηλα γένηται, μήτε ἔργα μεγάλα τε καὶ θωμαστά, τὰ μὲν μαθηταῖς, τὰ δὲ διδασκάλοισι ἀποδεχθέντα, ἀκλεᾶ γένηται, τά τε ἄλλα καὶ πῶς συνειργάσαντο.
In der Woche des zweiten Advents fand nach langer Corona-Pause erneut die dreitägige Frankenakademie statt, ein inspirierendes Seminar für fortgeschrittene Griechischschülerinnen und -schüler von vier unterfränkischen Gymnasien: Alzenau, Aschaffenburg, Münsterschwarzach und Würzburg. Das zentrale Thema war der antike Historiker Herodot und die kreative Umsetzung einiger Geschichten aus seinem Werk. Herodot, auch als "Vater der Geschichtsschreibung" bekannt, war ein antiker griechischer Historiker, der im 5. Jahrhundert v. Chr. lebte. Geboren in Halikarnassos (dem heutigen Bodrum in der Türkei) und mit Aufenthalt in Athen sowie nach weiten Reisen verfasste er sein Werk "Historien". Herodot gilt als der erste Historiker, der systematisch historische Ereignisse aufzeichnete und dabei sowohl menschliche Handlungen als auch geografische, kulturelle und politische Aspekte berücksichtigte. Die "Historien" erzählen die Geschichte der Perserkriege zwischen den Griechen und dem Perserreich. Herodot verwendete eine erzählerische und oft unterhaltsame Schreibweise, die zahlreiche Anekdoten und kulturelle Details einschloss. Sein Werk zeugt von einem breiten Interesse an der Vielfalt der damaligen Welt und den unterschiedlichen Sitten der Völker. Während Herodot nicht immer als akribischer Historiker angesehen wird, da er manchmal Legenden und Geschichten ohne kritische Prüfung übernahm, bleibt sein Beitrag zur historischen Methode und seine Bedeutung für das Verständnis der antiken Welt unbestritten.
Das Seminar begann mit einer einführenden Präsentation über das Werk Herodots, seine Vorgehensweise und seine Ziele. Einen praktischen Eindruck seiner Arbeitsweise erhielten die Schülerinnen und Schüler sogleich mittels einer Schreibwerkstatt, in der sie auf Papyri mit Tinte und antiken Schreibwerkzeugen griechische Texte schreiben konnten. Indem sie die Papyri danach zerschnitten und wieder zusammensetzten, wurde ihnen auch die Schwierigkeit bewusst, antike Texte – je nach Überlieferungszustand – zu rekonstruieren.
Am zweiten Tag stand ein Besuch am Institut für Klassische Philologie der Universität Würzburg auf dem Programm. Nach einer herzlichen Begrüßung durch den Ministerialbeauftragten Herrn Dr. Robert Christoph, der ein Plädoyer für Griechisch hielt, informierte der Inhaber des Lehrstuhls für Griechische Philologie, Herr Prof. Dr. Jan Stenger, spannend und anschaulich über die Arbeitsweise der Klassischen Philologie und schlug über die Textgenese und -überlieferung des herodoteischen Werkes einen Bogen bis zum Studium der Klassischen Philologie heutzutage, wobei immer wieder die tiefe Bedeutung und der praktische Nutzen der Beschäftigung mit antiker Literatur erhellend zur Sprache kam. Die Teilnehmenden erhielten einen spannenden Einblick in die historische Bedeutung des herodoteischen Werkes und die Art und Weise, wie er Ereignisse aufzeichnete. Dies schuf eine solide Grundlage für die darauffolgenden Aktivitäten. Nach einem Besuch in der Antikensammlung des Martin-von-Wagner-Museums und Freizeit auf dem Würzburger Weihnachtsmarkt begann eine kreative Arbeitsphase, die darauf abzielte, dass die Schülerinnen und Schüler in die Auseinandersetzung mit berühmten Passagen aus Herodot wie dem „Meisterdieb“, „Polykrates“ und „Gyges“ einstiegen. Diese wurden auf Gruppen verteilt und auf kreative Weise interpretiert. Dieser Ansatz ermöglichte es den Schülerinnen und Schülern, ihre Vorstellungskraft zu nutzen und ihre eigenen Perspektiven auf die historischen Ereignisse zu präsentieren. In den Gruppenarbeiten entwickelten sie vielfältige Beiträge, darunter einen Film, einen Zeitungsartikel, einen Dialog oder einen Briefwechsel, die auf den ausgewählten Herodot-Passagen basierten. Die kreative Vielfalt spiegelte nicht nur das Engagement der Teilnehmenden wider, sondern förderte auch eine tiefere Auseinandersetzung mit den historischen Inhalten. Man beschloss den Tag mit einer öffentlichen Präsentation der kreativen Projekte.
Am dritten Tag setzte man sich noch einmal mit der enormen kreativen Wucht des 5. Jahrhunderts v.Chr. auseinander, das die Geistesgeschichte Europas maßgeblich geprägt hat. Während die Schülerinnen und Schüler zu bedeutenden Persönlichkeiten der Epoche recherchierten und diese in einem Cluster auf einem Zeitstrahl verewigten, sollten sie ebenso Personen bestimmen, die nicht ins 5. Jahrhundert gehörten. Diese Übung diente dazu, größere Zeitlinien und sich entwickelnde geistesgeschichtliche Prozesse besser zu verstehen.
Die Frankenakademie wurde so zu einem großartigen Gemeinschaftsevent und förderte den Austausch von Ideen und Interpretationen zwischen den verschiedenen Gruppen. In den abschließenden Diskussionen betonten die Schülerinnen und Schüler die positiven Auswirkungen dieser kreativen Herangehensweise und stellten fest, dass ihr Verständnis für Herodots Werk vertieft worden war und sie selbst eine neue Wertschätzung für die Nuancen der antiken Geschichte entwickelt hatten. Unser Seminar endete, indem die Schülerinnen und Schüler Zertifikate für ihre Teilnahme und ihre Beiträge erhielten.
Innovativ und spannend – sowohl für die Schülerinnen und Schüler als auch für die betreuenden Lehrkräfte – hat die Frankenakademie nicht nur das Interesse der Kinder an antiker Geschichte geweckt, sondern auch durch kreatives Lernen einen beeindruckenden Zugang zu einem bedeutenden Text der Antike ermöglicht.
„Das Wochenende/Seminar wird uns allen lange im Gedächtnis bleiben.“
„Prof. Dr. Stenger gab uns einen spannenden Einblick sowohl in die Vergangenheit auf Herodot als auch in die Zukunft mit einem Blick auf ein Griechisch-Studium.“
„In den unterschiedlichsten Aufgaben konnten wir uns kreativ ausleben und verwirklichen.“
„Vor allem das Schreiben auf Papyrus hat uns große Freude bereitet und uns in die Zeit der alten Geschichtsschreiber versetzt.“
„Auch ein Abendspaziergang auf den Festungsberg durfte nicht fehlen und man wurde mit einer schönen Aussicht auf Würzburg belohnt.“